Welche Vorteile hat die Stadt Hildburghausen bei einer Sortimentserweiterung im Kaufland?

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Hildburghausen.  Am Donnerstag, dem 24. März trafen sich 30 Werberingmitglieder und der Bürgermeister der Kreisstadt in Begleitung einiger Stadträte, um über die geplanten Umbau- und Modernisierungspläne der Saller-Gruppe und dem Mieter Kaufland zu sprechen. Geplant ist eine Innenflächenerweiterung gegenüber dem derzeitig geltenden Bebauungsplan von ca. 350 qm. Da Hildburghausen mit einer Verkaufsraumfläche von 3.586 qm pro 1.000 Einwohner bereits deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1.794 qm liegt, könne und muss man aus Sicht des Werbering-Vorsitzenden Bernd Klering jeden zusätzlichen Quadratmeter auf den Prüfstand stellen.

Im innerstädtischen Bereich würden inklusive des Schlossparkcenters gerade noch 19 Prozent der Verkaufsfläche liegen, so Klering weiter, wobei die Tendenz weiter rückläufig ist. Generell ist gegen eine Modernisierung oder eines Umbaus des Objektes nichts einzuwenden, stellte Bernd Klering klar, auch Bäcker, Fleischer oder Imbiss würden keinerlei Einfluss auf die derzeitigen infrastrukturellen Gegebenheiten nehmen. Eine Erweiterung des bereits bestehenden Vollsortiments im Kaufland durch externe Händler und Dienstleister um Blumen, Friseur, Schuster, Schlüsseldienst und Reisebüro bezeichnete Rechtsanwalt Björn Benecke als „Frontalangriff gegen die Innenstadt“. Der derzeitig gültige Bebauungsplan lässt außer Kaufland und Möbelpiraten keine externen Händler oder Dienstleister zu. Warum dieser nun im Stadtrat geändert werden soll und was sich Bürgermeister und Verwaltung für Vorteile von dieser Bebauungsplanänderung für die Stadt versprechen, konnte auch nach mehrmaliger Nachfrage durch den Filialleiter der Commerzbank, Karsten Kiel nicht umfänglich beantwortet werden.

Vielmehr glaubt Bürgermeister Holger Obst das „solche Magneten auch die Innenstadt beleben“. Schwer vorstellbar, wenn die Kunden aus einem Vollsortimentler kommend ihre Autos beladen haben und dann noch eine Ehrenrunde in der Innenstadt drehen sollen (Mega-Zentrum Schleusingen lässt grüßen.). Der 2. Beigeordnete Burghard Knittel verwies auf die freie Marktwirtschaft und konnte mit diesem Argument im Gremium keine Punkte sammeln. Hier wäre eine objektive Auseinandersetzung mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2016 dringend geboten.

Bürgermeister Holger Obst erklärte nochmals, das die Stadt ihren Beitrag zur Unterstützung der Gewerbetreibenden in der Innenstadt leistet. Viele gebührenfreie Parkplätze, Parkgebühren von zwei Euro pro Tag, die „Brötchentaste“, oder der provisionsfreie Verkauf der Hildburghäuser Gutscheine für den Werbering seien sichtbare Zeichen, die Einzelhändler in der Stadt zu unterstützen. Mit einer festgeschriebenen Sortimentsliste und dem Verhindern von Abwerbungen aus der Innenstadt soll in einem Durchführungsvertrag den Investoren ein enger Rahmen vorgegeben werden, der auch hohe Vertragsstrafen nach sich ziehen würde, wenn er von beiden Seiten unterzeichnet wäre. Generell meinte Obst, dass die Stadt mehr für die Rahmenbedingungen zuständig sei und Objekte, wie die Straßensanierung in der Innenstadt vorantreibe.

Bernd Klering führte aus, das die sanierten Straßen zu einer Aufwertung der Innenstadt beitragen, aber nicht ausschlaggebend für neue Mietverhältnisse in der Innenstadt seien, wie man an der Unteren Marktstraße sehe. Händler und Geschäfte in die Innenstadt zu ziehen, sei sehr schwer. Warum sollen sich Einzelhändler und Dienstleister in der Innenstadt von Hildburghausen ansiedeln, wenn doch die Bedingungen in den Objekten am Rande der Stadt vielversprechender und die Kundenfrequenz höher ist. Die günstigen Parkgebühren in der Innenstadt, die der Bürgermeister als Beitrag der Stadt für die Belebung der Innenstadt aufführte, sind mit Sicherheit kein Standortvorteil, denn vor jedem Einkaufsmarkt stehen genügend kostenlose Parkplätze ohne Politessen-Besuch zu Verfügung.

Auch der Erhalt der vorhandenen Bausubstanz sei im Kernbereich wesentlich schwieriger, als ein Objekt auf der grünen Wiese.

Den Billig-Preiskampf, den sich die Supermarktketten liefern (mit mittlerweile 35 Prozent Non-Food-Artikeln), wird immer mehr zunehmen und zur Verödung der Innenstädte führen. Wie prekär die Situation in der Kreisstadt bezüglich der Verkaufsfläche pro 1.000 Einwohner ist, wurde in dem Gutachten der GMA recht deutlich. Eine weitere Ansiedlung von innenstadtrelevantem Sortiment, egal ob Handel oder Dienstleistung, auf der grünen Wiese muss mehr als kritisch betrachtet werden.

Weshalb man kostenintensive Studien in Auftrag gibt und dann außer Acht lässt, ist schleierhaft. Gleiches Recht für Alle? Wer kann ausschließen, das in Zukunft der nächste Markt ein Shop-in-Shop-System integrieren möchte? Auch wenn sich Stadtverwaltung und Investor geeinigt haben, das letzte Wort hat der Stadtrat. Bleibt immer noch die Frage: Welchen Vorteil hat die Stadt?

Vielmehr muss der Bürgermeister mit seiner Verwaltung in Kooperation mit allen Betroffenen ein langfristiges Stadtmarketingkonzept entwickeln, das transparent und vor allem nachhaltig für die Stadt und ihre Bewohner ist. Die Vorlage einer Bebauungsplanänderung im Stadtrat liegt allein in der Hand des Bürgermeisters.

Alfred Emmert

Quelle:
Südthüringer Rundschau
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